Samstag, 12. August 2017

Alte Bilder und die Refotografie - Teil 1 - Chiemgau und Werdenfelser Land

Alte Fotos sind nun seit einigen Jahren Thema in diesem Blog und wann immer ich in Deutschland unterwegs bin schaue ich, ob Aufnahmeorte der alten Glasplatten auf dem Weg liegen.
Dabei bin ich schon 2014 in Orten wie Wolframs-Eschenbach gelandte und habe Schloss Linderhof besucht um die alten Bilder noch einmal zu fotografieren.

Der Begriff Refotografie war mir seinerzeit noch unbekannt, aber im Prinzip geht es mir exakt um die bei Wikipedia genannte Definition. >>Die wiederholte Aufnahme des gleichen Motivs, welches zu einem früheren Zeitpunkt schon aufgenommen wurde.<<
Zu sehen wie sich Orte geändert haben, bzw. welche Dinge eben nicht finde ich enorm faszinierend. Gerade wenn fast 100 Jahre zwischen den Aufnahmen liegen.

Wer viel im www unterwegs ist, der kennt sicher auch die diversen Slider-Funktionen, mit denen vorher-/nachher-Bilder mit einem Schieber per Maus überlagert werden können. Die Sliderfunktion gibt es zwischenzeitlich als Plug-in, aber die pixelgenaue Überlagerung zweier Bilder ist, wie ich gleich mehrfach in mühsamer Handarbeit herausfinden durfe, alles ander als trivial. Ich habe einige Abende vor Lightroom und Gimp verbracht um Bilder, die auf den ersten Blick vom gleichen Standpunkt aus aufgenommen wurden, zu überlagern.
Es ist mir nicht gelungen zufriedenstellende Ergebnisse zu produzieren...
So habe ich hier immer "Gegenüberstellungen" in zwei Bildern dargestellt. Geht auch, ist aber halt nicht ganz was mir vorschwebte.
Irgendwann im Frühjahr 2017 bin ich über die Seite re.photos gestolpert. Eine Seite, die exakt dieses Problem auf den Rechner übertragen und per Software die Bilder ausrichtet. Eine genauere Beschreibung des Projektes hier. ->re.photo bei heise.de Genau was ich seit Jahren suche.

Also gleich mal angemeldet und ein paar Wochen vergessen :-)
Eingefallen ist mir die Seite, als ich einige Wochen später ins Chiemgau wollte und mich erinnerte, ich habe noch alte Fotos von Aschau...

Und so war mein erstes hochgeladenes Bildpärchen dieses hier.



Aschau im Chiemgau vor der Scheibenwand. Irgendwann um 1920/1930 und dann 2017.

Ich musste feststellen, den exakten Aufnahmepunkt zu finden und ein Foto zu machen, welches auch am Rechner -trotz Softwareunterstützung- sauber übereinander läuft ist echt kompliziert. Ein paar Meter weiter vorne und Dinge die zu sehen sein müssten verschwinden im Hintergrund. Ein paar Meter zu weit links und schon stimmt die Flucht nicht mehr. Man könnte verrückt werden... Zumal man die Fehler oft erst am Rechner erkennt. Auf dem kleinen Bildschirm der Kamera sieht alles immer prima aus... 
Auch für Aschau war ich ein zweites Mal vor Ort, da ich die Entfernung auf dem alten Foto nicht richtig eingeschätzt hatte. Noch schwieriger wirde es bei Bildern mit wenig Abstand zum Motiv. Hier sieht man wirklich jede Abweichung. So wie hier bei der Kapelle "Maria auf der Kette" Aschau im Chiemgau. Aber diese Motive machen beim Betrachten halt auch am meisten Spaß. :-)


Dabei ist nicht immer ist ganz klar, ob es Abbildungsprobleme, ein anderer Winkel der Fotoebene ist, oder ob tatsächlich ein Stück Fels fehlt, oder ob zwischenzeitlich die Straße nochmal asphaltiert wurde.

Spannend sind natürlich auch immer bekannte Bauwerke. Und als ich Fotoplatten von Schloss Linderhof digitalisiert hatte, war klar: Da muss ich hin.


Schloss Linderhof - Version 1



und Version 2.
Es ist schon erstaunlich wieviele Details die Landschafts- und Denkmalpfleger offenbar von Generation zu Generation übergeben.

Manchmal ergeben sich aber auch sehr augenscheinliche Veränderungen.
So wie beim Kirchturm der Pfarrkirche St. Johannes der Täufer in Obergrainau.
Der wurde bei einem Umbau 1926/1927 zu einem Zwiebelturm umgestaltet.



Pfarrkirche St. Johannes der Täufer in Obergrainau.

Und auch der Friedhof wurde zwischenzeitlich ein wenig erweitert...
Entsprechend habe ich auch etwas länger gebraucht, bis ich die Kirche bei der Recherche im Netz gefunden hatte.

Wie auch immer, ich denke an den Beispielen zeigt sich sehr gut, wie moderne Technik und ein Satz alter und neuer Fotos einen neuen, interessanten und sehr direkten Einblick in die Geschichte und Veränderung von Orten und Bauwerken ermöglicht. Für mich eine weitere schöne Möglichkeit den alten Glasplatten die ich so zusammentrage wieder ein bisschen "Leben" einzuhauchen.

Von daher an dieser Stelle auch vielen Dank an Prof. Dr. Oliver Vornberger und das Team an seiner Seite. Und natürlich auch an die verrückten Fotografen, die auf http://www.re.photos/ mittlereweile über 650 "Zeitreisen" bereit gestellt haben und damit nicht zuletzt die Weiterentwicklung der Software ermöglichen.


Und weil mir das selber großen Spaß macht geht die Reise im nächsten Post nach München. Ausgestattet mit Glasplatten von sieben Sehenswürdigkeiten der Stadt bin ich (sind wir;-)) Anfang August einen Samstag lang kreuz und quer mit Bus und Bahn durch die Landeshautstadt gedüst um alte Fotografien nachzustellen. Und auch dabei habe wieder einiges zum Thema (Re-)Fotografie dazulernen dürfen/müssen. :-) Aber dazu die Tage mehr.


Bis dahin viele Grüße und eine gute Zeit

Peter

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